Wie flüssiges Gold

Imker Eberhard Dietz

Revierförster und Hobby-Imker Eberhard Dietz aus Ingelfingen-Criesbach liebt die Arbeit mit Bienen.Foto: Daniel Hagmann

Der langjährige Vorsitzende des Bezirksbienen-züchterverein Künzelsau e. V. und Imkerkollege Eberhard Dietz aus Criesbach warb gestern für Bienen und Honig im Echo am Sonntag. (03.-08.2014)

Wie flüssiges Gold

Bernstein. Langsam und zäh fließt die bernsteinfarbene Masse aus dem kleinen Röhrchen der Honigschleuder in das vorgesehene Gefäß. Etwa zehn Kilogramm vom leckeren Waldhonig werden in wenigen Minuten gewonnen sein.

Zehn Waben. In der Honigschleuder von Eberhard Dietz aus Ingelfingen-Criesbach finden immer vier Bienenwaben gleichzeitig Platz. “Jedes meiner neun Bienenvölker liefert zehn Waben − und aus jeder Wabe lassen sich rund fünf Pfund Honig gewinnen”, erklärt der 64-Jährige.

Tannenharz. Vor wenigen Tagen hat der hauptberufliche Revierförster und Hobby-Imker die Waben aus Pfalzgrafenweiler im Schwarzwald abgeholt, wo seine Bienenvölker über den Sommer fleißig Tannenharz gesammelt und diesen − als eigene Nahrungsquelle − in ihren Waben eingelagert haben. Dietz berichtet: “Etwa 80 Prozent des Honigs brauchen die Bienen selbst zum Überleben. Das Übrige kann vom Menschen als Lebensmittel genutzt werden.” Für Imker gibt es dabei eine Faustformel: Wenn pro Biene knapp ein Gramm Honig gewonnen wird, war es ein sehr gutes Jahr. Bei rund 50.000 Bienen pro Volk schafft es Dietz meist auf ein Jahresergebnis von 300 Kilogramm.

Faszination. Seit 45 Jahren begeistert sich Dietz fürs Imkern: “Es ist beeindruckend, wie so ein Bienenvolk arbeitet. Sobald die Tiere ihre Ernte eingelagert haben, trocknen sie diese mit ihren Flügeln auf einen Flüssigkeitsanteil von etwa 18 Prozent herunter. Dies verhindert, dass der Honig gärt.” Das laute Summen, das man aus Bienenstöcken hört, ist die hörbare Folge dieses Trocknungsprozesses. Mit einem Refraktometer kann der Imker den genauen Wassergehalt des Honigs bestimmen.

Heilsam. In Zeiten, in denen ein Lebensmittelskandal den anderen jagt, sind die Vorzüge von Honig, dessen Namen aus dem Indogermanischen stammt und sich auf seine goldene Farbe bezieht, besonders offensichtlich. Dietz: “Honig enthält bis zu 16 Zuckerarten. Seine Enzyme fördern die Verdauung. Letztendlich ist Honig einfach ein ehrliches und sauberes Produkt direkt aus der Natur, das zudem die Flora der jeweiligen Landschaft widerspiegelt.” Und nicht nur als gesunder Brotaufstrich ist der Honig verwendbar: Die süße, klebrige Masse fördert auch die Wundheilung, wenn man sie auf Verletzungen aufträgt.

Kreislauf. Wenn Dietz bei seinen Bienen ist, kommt er zur Ruhe: “Das Imkern ist eine sehr entspannende Tätigkeit. Und man bekommt Einblicke in den wiederkehrenden Kreislauf der Natur.” Schließlich muss man sich nur vor Augen führen, wie abhängig die Lebensmittelproduktion und damit letztendlich mehrere Industriezweige von den Bestäubungsprozessen der Bienen sind.

Erkenntnis. Wenn der Mensch in die Umwelt eingreift, verändert das die natürlichen Prozesse. “In Asien ist die Umwelt in einigen Landstrichen derart verschmutzt, dass dort keine Bienen mehr leben können und die Menschen selbst die Pflanzen bestäuben müssen.” Der Umgang mit Bienen lehrt also auch die Achtung vor der Natur − und dass kein Eingriff auf Dauer folgenlos bleibt. Eberhard Dietz gibt zu bedenken: “Wer nicht über den Tellerrand blockt, wird letztendlich an seiner eigenen Suppe ertrinken.”

Erschienen im „echo)) am Sonntag“ (03. August 2014) im Delta Medien Service GmbH Heilbronn. Hier aufgeführt mit freundlicher und ausdrücklicher Genehmigung.